Ehrenmitgliedschaft Medical Valley

Verleihung der Ehrenmitgliedschaft des Medical Valley EMN e. V. am 26. Februar 2018

Laudatio anlässlich der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft des Medical Valley EMN e.V. durch den Dekan der medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Prof. Dr. Jürgen Schüttler an
Herrn Dr. Siegfried Balleis
Montag, den 26. Februar 2018, 15 Uhr,
Medical Valley Center, Hörsaal 1. OG

Sehr verehrte Frau Staatsministerin, Liebe Frau Aigner,

Sehr geehrter Herr Vorsitzender, lieber Herr Reinhardt,
sehr geehrte Damen und Herren Mitglieder des Medical Valley EMN e.V., 
hochverehrter, lieber Herr Dr. Balleis! 

Wenn wir anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Medical Valley EMN e.V. einmal kurz innehalten und zurückblicken auf die Ursprünge und die Entwicklung unseres Medical Valley, dann kommen wir an Ihnen, lieber Herr Dr. Balleis, nicht vorbei.

Mit Fug und Recht gelten Sie als ein maßgeblicher Gründungsvater des Medical Valley. Und es kommt daher nicht von ungefähr, dass wir Sie heute zum ersten Ehrenmitglied des Medical Valley EMN e.V ernennen.

Bereits als Wirtschaftsreferent der Stadt Erlangen ab Ende der 1980iger Jahre haben Sie den Brückenschlag zwischen universitärer Forschung und Unternehmen in der Stadt Erlangen initiiert und katalysiert. Es ging damals zunächst um einen Technologietransfer von Lehrstühlen der Technischen Fakultät der FAU zu ortsansässigen Betrieben. 

Sie haben Neuland betreten und verschiedene Kooperationsformate zwischen den beteiligten Partnern organisiert. 
Mit der Herausgabe einer eigenen Zeitschrift des Wirtschaftsreferats der Stadt Erlangen mit dem Titel „Netzwerk“ haben Sie den Kooperationsgedanke weiter vorangetrieben. Die Gründung einer Kooperationsplattform zum Wissenstransfer, die bereits über die Technische Fakultät hinaus reichte, regte eine ganze Reihe von Diplomarbeiten und Dissertationen an, die sich mit regionalen wirtschaftlichen Fragestellungen im Raum Nürnberg/Fürth/Erlangen beschäftigten.

Ab dem Jahr 1994 konzentrierte sich dann die Zusammenarbeit immer mehr auf den Bereich der Medizin- beziehungsweise Gesundheitswirtschaft, die sich unter anderem im Kernbereich der Medizintechnologie als ein Alleinstellungsmerkmal der Region erwiesen hatte. 

Dazu muss man sich auch erinnern, dass in Erlangen nach den kurzen Jahren der Sonderkonjunktur infolge der deutschen Wiedervereinigung ab 1993 wie aus heiterem Himmel mehrere Traditionsunternehmen ihre Pforten schließen mussten. Annähernd 5.000 Arbeitsplätze gingen damals verloren. 

Lieber Herr Balleis, Ihre in den Jahren davor gewachsenen wirtschaftsfördernden Aktivitäten wurden überlebenswichtig für das Wohl der Stadt. Rückblickend kann man sagen, dass wir das Jahr 1996 als das entscheidende Jahr für den Durchbruch der Medizintechnik und damit des „Medical Valley“ in der heutigen Form identifizieren können.

Am 2. Mai 1996 haben Sie in Ihrer Antrittsrede als Oberbürgermeister der Stadt Erlangen ein sehr ehrgeiziges „Motto“ ausgegeben. Sie gestatten, dass ich Sie zitiere:
„Meine Vision ist es, und ich meine dies ist oder sollte unsere gemeinsame Vision sein, Erlangen zu einer ‚Bundeshauptstadt der medizinischen Forschung, Produktion und Dienstleistung‘ zu entwickeln.“

Dass dies für Sie keine leere Floskel war, dass es Ihnen damit absolut ernst war, belegt bereits der Kongress im Bereich Medizin und Gesundheit, den Sie im Herbst 1996 im Redoutensaal organisierten. Gleichzeitig erhielten Sie für Ihr Anliegen „Schützenhilfe“ von der Unternehmensberatung Roland Berger, die in einer Standortanalyse im Auftrag der Bayerischen Staatsregierung klar feststellte, dass sich in Bayern der Schwerpunkt Medizintechnik in Erlangen und im Nürnberger Raum befinde. 

Dieses Signal kam bei dem technisch außerordentlich interessierten damaligen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber an. Während seiner Regierungszeit galt: 
„Medizintechnik ist Erlangen und Erlangen ist Medizintechnik.“
Es verging kaum eine Regierungserklärung in der er nicht neue Projekte für Erlangen ankündigte und umsetzte. 
So entstand beispielsweise im Rahmen seiner Privatisierungsinitiative „Offensive Zukunft Bayern“ ein Klinisch-molekularbiologisches Forschungszentrum, das heutige Nikolaus-Fiebiger-Zentrum für molekulare Medizin an der Glückstraße. 

Außerdem kam er 1997 höchstpersönlich zum Spatenstich für den 150 Mio. DM teuren Neubau des 1. Bauabschnitts des Nichtoperativen Zentrums unseres Klinikums. 

Lieber Herr Balleis, das Jahr 1997 brachte für Ihre noch junge Vision zwei weitere „Highlights“: 
Mit der „Kompetenzinitiative Medizintechnik und Pharma“ entstand eine Art Cluster- und Netzwerkorganisation, die letztendlich im heutigen Medical Valley EMN e.V. aufgegangen ist. 

Ein besonderer Höhepunkt war dann der 3. Oktober 1997. Der damalige Vorstandsvorsitzende der Siemens AG, Dr. Heinrich von Pierer, kündigte den Bau einer neuen Medizintechnikfabrik im Röthelheimpark in Erlangen an. Dieses Projekt war nach der Wende mit 200 Mio. DM die größte Investition der Siemens AG im Bereich der alten Bundesländer. 

Ohne Zweifel ist dem Unternehmensbereich „Medizintechnik“ unter der Leitung von Professor Erich Reinhardt mit dieser Entscheidung auch der Durchbruch zum ertragsstärksten Bereich der Siemens AG gelungen.

In der Folge konnten Sie, lieber Herr Balleis, eine immer engere strategische und auch persönliche Zusammenarbeit mit der bayerischen Staatsregierung ausbauen. 

Fast schon nebenbei fiel dann auch die Entscheidung des Freistaats Bayern, die Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheitswesen Nordbayern, das heutige Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit Nordbayern mit einem Aufwand von 100 Mio. DM zu erweitern. 

Lieber Herr Balleis ! Mit circa 150 Veranstaltungen zu Medizin und Gesundheitsthemen stellten Sie das Jahresprogramm 1999 der Stadt Erlangen komplett unter das Thema „Medizin – Technik – Gesundheit“. 2005 haben Sie das wiederholt unter dem Jahresmotto „Gesundheit erleben, Gesundheit Erlangen“.

Meine Damen und Herren, war das „Medical Valley“ bis zur Millenniumswende im Wesentlichen eine Netzwerkorganisation, so begann spätestens mit der Einweihung des Innovations- und Gründerzentrums für Medizintechnik und Pharma, des IZMP, 
am 12. Mai 2003 das Herz des Medical Valley zu schlagen – im heutigen Medical Valley Center, in dem wir uns hier versammelt haben. Dieses Zentrum entwickelte sich so erfolgreich, dass es bereits ein halbes Jahr nach der Einweihung vollkommen belegt war, und daher rasch eine Erweiterung beschlossen wurde. 

In dieser Zeit begannen auch die so genannten „Atzelsberger Gespräche“. Vertreter der Universität, des Klinikums, der Industrie und der Politik wirkten zusammen, um eine geeignete Organisationsstruktur für das Medical Valley zu schaffen. 

Gleich zu Beginn des Jahres 2007 war es dann soweit. Am 18. Januar gründeten wir im damaligen IZMP den Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg e.V. 
Sie, lieber Herr Balleis, waren von Beginn an im Vorstand des Medical Valley EMN e.V. tätig, zuerst als Vorstandsvorsitzender, dann als stellvertretender Vorsitzender des Vorstands. Mit diesem Verein erhielt das Medical Valley eine tragfähige Grundlage für eine schlagkräftige organisatorische Struktur. 

Durch Bündelung und Vernetzung der Kräfte von universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Unternehmen und weiteren Akteuren aus der Region wurden die Rahmenbedingungen für weitere Innovationen optimieren. 

Sozusagen als Krönung gelang dann 2010 die erfolgreiche Teilnahme beim bundesweiten Spitzencluster-Wettbewerb des BMBF. 

Mit dem Gewinn des Titels „Exzellenzzentrum Medizintechnik“ waren Fördergelder des Bundes in Höhe etwa 40 Millionen Euro verbunden.

Damit, lieber Herr Balleis, hatte Ihre großartige Vision endgültig ihr Eigenleben gewonnen und entfaltet seither ihre innovative Dynamik. Bei der heutigen Medical Valley Innovation Night aus Anlass des zehnjährigen Bestehens können wir uns vom Feuereifer überzeugen, der alle Beteiligten im Medical Valley beseelt. Sie alle schreiben laufend die Geschichte der Zukunft des Medical Valley.

Lieber Herr Balleis, sehr viel mehr ließe sich noch sagen, aber wir müssen es bei dieser mehr andeutenden Skizze belassen. Vielleicht kommen Sie ja in späteren Jahren einmal dazu, die Geschichte des Medical Valley aufzuschreiben. Kein anderer wäre wie Sie dazu berufen. 

Aber das muss sicher warten, denn ganz aktuell sind Sie jetzt erst einmal als Sonderbeauftragter des Bundesministers für Verkehr und digitale Infrastruktur für das „Sofortprogramm saubere Luft“ in vielen Kommunen ein gefragter Mann. Wir hoffen natürlich, dass Sie trotzdem noch Zeit finden werden, auch in Zukunft das Integral Ihrer immensen Erfahrung in die Weiterentwicklung „Ihres“ Medical Valley einzubringen. Bleiben Sie bitte weiter einer unserer Aktivposten.

Lieber Herr Dr. Balleis, darf ich Sie nun zum Empfang der Urkunde Ihrer Ehrenmitgliedschaft durch den Vorstand des Medical Valley EMN e.V. nach vorne bitten.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.